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Gefiederte Therapeuten

(Bild: Buzz Varley)

Sein Name war Coconut. Auf Anhieb habe ich mich in sein Plappern verliebt, ein zärtliches Zwitschern, wie Walter Benjamin einmal den Stil von Robert Walser charakterisiert hat, wobei er anmerkte, dass «dieses Zwitschern aus dem Wahnsinn kommt, und nirgendwoher sonst». Und aus einer Art Wahnsinn kommen sie alle, die im Serenity Park in Los Angeles Heilung suchen für ihre gemarterte Seele und ihren versehrten Leib. Es sind traumatisierte Kriegsveteranen, die auf dem Gelände des Veterans Administration Medical Center (VA) mit ebenfalls traumatisierten Papageien in einem einzigartigen Bündnis zusammengebracht werden, um, ja, um sich gegenseitig zu heilen.

Das VA ist ein Gesundheitszentrum für Kriegsheimkehrer, und wenn man die Szenerie vor dem Hauptgebäude in Augenschein nimmt, wähnt man sich selber mitten im Kriegsgebiet. Noch nie habe ich so viele schwer verwundete Menschen gesehen, Männer und Frauen, ihrer Glieder, ihrer Sinnesorgane und zuweilen auch ihres Verstandes beraubt. Es sind Soldaten, zurückgekehrt aus Afghanistan und dem Irak, aber auch Vietnamveteranen, deren seelische Traumata ihre Wucht nach Jahrzehnten noch nicht verloren haben. Die psychiatrische Abteilung hier verspricht Erlösung von dem Grauen, das sie bis in den Schlaf verfolgt. Ein anderer Ort, wo sie Hilfe finden, ist das «Sanktuarium» der Papageien. […]

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